Fruchtwelt Mohr-Sederl
Sagt JA zur Ökonomie der Menschlichkeit
Was ist eure Motivation, als unser Branchensprecher in dem so wichtigen Bereich Biogastronomie zu wirken?
Die Gastronomie zählt seit dem Beginn unserer Tätigkeit vor über drei Jahrzehnten zu unseren wichtigsten Kunden und wir wissen bestens über deren Bedarf und Bedürfnisse Bescheid. Ebenso ist es für uns von Anbeginn an selbstverständlich auf umweltschonende Produktion höchsten Wert zu legen. Mit unserer Arbeit leisten wir auch einen Mehrwert für die Natur, also für den Lebensraum von Menschen und Tieren. Außerdem tragen wir durch die Verwendung von Streuobst zum Erhalt vieler alter Apfelsorten und von Geschmacksvielfalt bei. Diese Werte möchten wir mit unseren Produkten und mit Hintergrundwissen den Gästen der Bio-Gastronomie nahebringen.
Ein Lebensmittel steht für Leben. Warum ist das Vertrauen in das Leben für uns Menschen so wichtig?
Die Freude am Gestalten und den Schaffenswillen halte ich für wesentliche Triebfedern des Menschen. Wir brauchen das Vertrauen in das eigene Tun und in das Wirken anderer, um das Leben positiv weiter zu entwickeln. Wenn jeder in seinem Umfeld, in seiner Region so handelt, verändert das die Welt zum Guten. In dem was ich mache, möchte ich auch anderen etwas vorleben, Vorbild sein. Ein sehr großer Teil meiner Energie fließt in die Entwicklung und Herstellung hochwertiger Lebensmittel. Ein Apfelbaum spiegelt für mich die Schönheit des Lebens.
Ihr habt von Streuobstwiesen erzählt. Was ist das genau?
Streuobstwiesen sind ein von Menschenhand geschaffener, unglaublich biodiverser, vielfältiger Lebensraum. Von der Baumkrone abwärts, über die Baumrinde und Baumhöhlen, bis zu den Gräsern und Blumen, bieten sie laut Experten-Schätzung 3.000 bis 5.000 Tierarten Wohnung und Nahrung. Für unseren Betrieb sind die alten Obstsorten besonders wertvoll, die dort gedeihen. Im Schneebergland sind das fast 100 Sorten.
Ihr erntet Obst das normalerweise nicht geerntet und praktisch als wertlos gesehen wird, ist das so?
Das Obst, das wir von Landwirtschaftsbetrieben und aus Gärten des Schneeberglandes im Herbst geliefert bekommen, stellt für den herkömmlichen Lebensmittelhandel tatsächlich keinen Wert dar. Obwohl es wunderbar schmeckt, erfüllt es nicht die Kriterien, die der Handel an Aussehen, Lagerfähigkeit und einige andere Parameter stellt. Dadurch, dass wir es kaufen, bekommt es einen Wert für die Bauern. Das wiederum hat zum Effekt, dass die weit über das Obst hinaus wertvollen Streuobstwiesen gepflegt und erhalten werden. Die Pflege der Streuobstwiesen und die hervorragende geschmackliche Qualität unserer Produkte sind ein logischer Kreislauf mit beiderseitigem Nutzen.
Das ist sehr interessant, am Boden liegende Äpfel sind in jeder Gemeinde sichtbar. Uns ist Wissenstransfer wichtig. Könnten das auch andere Regionen sinnvoll machen, was würde es brauchen?
Wenn in der Region jemand ist, der Obst verarbeiten kann, kann das jedenfalls auch anderswo funktionieren. Wichtig ist, dass jemand darauf schaut, dass das ungenutzte Obst zum Verarbeiter kommt, dass Wiesenbesitzer und Verarbeiter in gutem Kontakt sind. Wir tun das selbst. Außerdem braucht es Ideen und Organisation für die Vermarktung der entstehenden Produkte. Eine andere Möglichkeit ist der regionale Einsatz einer mobilen Saftpresse für den Eigenbedarf. Bei uns ist eine solche Presse im Herbst unterwegs. Am Zustandekommen dieses Projektes waren wir auch beteiligt.
Doris, eine mögliche Antwortergänzung zur ersten Frage, die brennt. Ihr seid eine wirkliche Manufaktur. Die Dinge werden in der Küche veredelt, ihr rührt fast meditativ in den Töpfen, ein schönes Bild das Appetit macht. Uns hat das berührt, fällt euch das noch als Besonderheit auf?
Ja, das fällt uns sehr wohl noch auf! Abgesehen von den herrlichen Düften und Aromen, die in der Luft liegen, wenn wir Marmelade einkochen, weht an diesen Tagen auch stimmungsmäßig ein ganz besonders feines Lüftchen in der Fruchtwelt. Mir ist es sehr wichtig, da auch selbst dabei zu sein. Man kann durchaus sagen: in unsere Marmeladen wird Liebe eingerührt.
Auf welche Erlebnisse dürfen sich Besucher bei euch denn freuen?
Wer uns besucht, darf sich auf das pure Leben und eine gehörige Portion Lebensfreude freuen – die teilen wir gerne mit anderen. Bei unseren Betriebsführungen vermitteln wir Wissen um die Herstellung vielfältiger, hochqualitativer Fruchtsäfte und Destillate und geben Einblicke in die Natur – immer gewürzt mit einer Portion Humor. Verkosten gehört sowieso immer dazu. Außerdem kann man uns auch im Rahmen verschiedener Veranstaltungen besuchen. Das Wichtigste ist uns stets die authentische Begegnung auf Augenhöhe.
Ihr schreibt auf der Internetseite: „Direkt vor der Hohen Wand, in der „Neuen Welt“, liegt die Fruchtwelt“. Neue Welt klingt interessant, wir wollen eine menschliche Welt fördern, vielleicht könnten wir sie auch als neue Welt bezeichnen?
Jeden Tag in der Neuen Welt aufzuwachen und hier arbeiten zu können macht mich glücklich. Die unmittelbar umgebende Landschaft und die Natur laden unsere Akkus auf, ohne dass wir dazu weit gehen zu bräuchten. Ja, dieser positive Einfluss der Natur auf die persönliche Befindlichkeit könnte für viele Menschen tatsächlich ein neues Lebensgefühl, in gewisser Weise eine neue Welt bedeuten.
Bitte was sind Fruchtfreunde?
Fruchtfreunde sind Obstsorten, die gut zueinander passen. In unserem Marketing sind sie unser Zugang zu einer kindgerechten Aufbereitung. Man findet sie z.B. auf Etiketten, auf unserer Schatzrunde und in Malbüchern.
Die Ökonomie der Menschlichkeit gibt Produkten ein Gesicht, holt sie praktisch aus der Anonymität und zeigt Zusammenhänge. Was ist euer Gesicht?
Jedes unserer Produkte spiegelt unser Gesicht wider. Mit unseren Sujets und unserer Farbgebung bringen wir unsere positive, lebensbejahende Haltung zum Ausdruck. Wir pflegen einen offenen und herzlichen Umgang mit Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern. Da sind alle im Betrieb, also Doris, ich und jeder Einzelne im Team unser Gesicht.
Zum Schluss ganz konkret, weshalb sollten sich eure Kunden und befreundeten Unternehmen der Ökonomie der Menschlichkeit anschließen?
Wir sehen und spüren täglich, dass die Werte, für die die Ökonomie der Menschlichkeit steht, vielen Menschen wichtig sind. Sowohl Unternehmer als auch Kunden möchten, dass diese Werte stärker zum Tragen kommen. Gemeinsam haben wir eine lautere Stimme und können so besser für Lebensfreude und Miteinander in der Wirtschaft werben.
Wir danken euch sehr, dass ihr als Branchensprecher im Bereich Obstveredelung wirkt und Räume für mehr Menschlichkeit öffnet!