Dennoch und Trotzdem – Ein Impuls vom TILO-Team

Am 15. und 16. Oktober 2021 hat das Tiroler Institut für Logotherapie & Existenzanalyse eine Tagung zum Thema „Dennoch & Trotzdem – wir wagen …“ mit zahlreichen prominenten Vortragenden wie Natalie Knapp, Ulrich Schnabel und Corinna Milborn und Inge Patsch veranstaltet.

Link zum Rückblick: https://www.logotherapie-tirol.at/tagung-und-seminare/tagung-2021

Aber was heißt es eigentlich, etwas zu wagen? Bedeutet das nicht Unsicherheit? Das heißt doch, nicht genau zu wissen was sich dahinter verbirgt, nicht zu wissen, was auf einen zu kommt? Sprachlich kommt wagen von ‚wägen‘ – etwas auf die Waage legen, ohne zu wissen, wohin die Waage ausschlägt.

Was brauche ich, um etwas zu wagen?
Eigenschaften wie Vertrauen, Mut oder sogar Waghalsigkeit?

Vertrauen und Mut sprechen mich an. Vertrauen in die eigene Stärke und, wo diese nicht mehr ausreichend scheint, brauche ich auch Vertrauen in Andere oder in etwas Höheres – eine höhere Macht, Gott, das Leben oder die Guten Mächte. Mut schöpfe ich aus diesem Vertrauen. Irgendwann in meinem Leben habe ich bereits die Erfahrung gemacht, wenn ich gewohntes Terrain verlasse, gibt es einen Boden, der mich trägt.

Wie stärke ich das Vertrauen vor allem in mich? In meine Fähigkeiten? Ich kann einen Blick auf meine Erfahrungen werfen: Was habe ich schon alles bewältigt? Durch welche Krisen bin ich gegangen – wie kam ich aus diesen heraus? Gestärkt, gereift, anders?

Zu trotzen ist zwar immer möglich, aber der Mensch hat es nicht immer nötig.
Viktor E. Frankl

Ein weiterer Weg ist das Gespräch mit mir selbst. Jede und jeder führt Selbstgespräche. Wie laufen diese in aller Regel ab? Wie spreche ich mit mir? Ermutigend, freundlich, wohlwollend? Oder ermahnend, ständig belehrend? Mache ich mich kleiner und werte mich ab? Würde ich so, wie ich mit mir spreche, jemals mit einem Freund oder einer Freundin sprechen? Indem wir mit uns selbst wertschätzend umgehen und einen guten Bezug zu uns haben, selbst spüren, was wir brauchen und was unsere Bedürfnisse sind, wenn wir so im Leben stehen, dann sind wir schwerer zu erschüttern.

Jesper Juul, der bekannte dänische Familientherapeut, spricht davon, dass wir unser Selbstvertrauen stärken, indem wir unsere Integrität wahren. Integrität heißt zu sich selbst JA zu sagen – JA zu meinen Sonnen- und Schattenseiten – und auch NEIN zu Wünschen anderer. Wir verlieren dort unsere Integrität, wo wir zu oft ‚Ja‘ sagen wo wir ‚Nein‘ meinen. Warum fällt es uns oft so schwer mit gutem Gewissen Nein zu sagen?

Wir wollen andere nicht enttäuschen oder verletzen. Oft scheuen wir die Auseinandersetzung. Wir möchten von anderen gemocht werden. Schuldgefühle bereiten ein schlechtes Gewissen und sie haben in den seltensten Fällen etwas mit wirklicher Schuld zu tun.

Ich bin nicht egoistisch, weil ich zu jemanden oder etwas Nein sage. Vielmehr hat es mit Verantwortung mir selbst gegenüber zu tun. Integrität bedeutet meine eigenen Grenzen, wahrzunehmen, aufzuzeigen und zu ihnen zu stehen.

Wir sollten unsere Integrität, unsere eigenen Werte und Herzensanliegen ernst nehmen, wahren und stärken und mit gutem Gewissen Ja zu uns sagen. Das geht nicht von heute auf morgen, das erfordert unser Nachdenken, unsere Auseinandersetzung und unser Tun. Bei so manchem hat sich dieses schlechte Gewissen über viele Jahre aufgebaut ähnlich wie die Asphaltschichten eines Straßenbelages und diesen abzutragen, dauert lange und geschieht nicht von selbst. Dafür braucht es MEIN zutun, Beharrlichkeit, Geduld und das Vertrauen in meine Fähigkeiten und ins Leben.

Dafür brauchen wir wohlgemeinte Selbstliebe. Sich nicht mit strengen Augen sondern liebevoll sehen. Sagen wir doch „Ja, und“ zu uns anstatt „Ja, aber“. Das Wort „aber“ macht alles zuvor Gesagte zu Nichte.

Doch was heißt dieses Wagen für jede und jeden von uns persönlich?
Wann haben Sie etwas gewagt?
Wahrscheinlich sind Sie wagemutiger als Ihnen bewusst ist.

Wagen bedeutet ‚sich trauen‘, ‚den Mut haben, etwas zu tun‘.

Diesen Mut wünscht Ihnen das TILO-Team

Das Tiroler Institut für Logotherapie & Existenzanalyse sagt Ja! zu einer Ökonomie der Menschlichkeit.

Warum es eine Ökonomie der Menschlichkeit braucht:
„Menschen geraten in den Zustand dieser Sinnleere, das heißt, sie sind nicht mehr fähig zu erkennen, wofür es sich zu leben lohnt. Wir leisten einen Beitrag, das zu ändern.“